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Maschinelle Hochpotenzen

150 Jahre maschinelle Hochpotenzen

 

Vorfeld

Seit der Begründung der Homöopathie durch Hahnemann hat sich am Kern der Homöopathie kaum etwas geändert. Die Simileregel, die Arzneifindung am Gesunden und die Gabenlehre zeigen sich unverändert und sind nach wie vor die Basis der Therapie. Bereichert wurde die Homöopathie aber durch Arzneien mit weit höheren Verdünnungsstufen, als sie Hahnemann verwendete. In Hahnemanns Nachlaß wurde keine Arznei aus seiner Herstellung gefunden, die höher als C30 lag. 
Er sprach zwar immer von Arzneien, die bis zur C30 potenziert wurden, schloß es aber nicht aus, auch höhere Verdünnungen am Kranken anzuwenden. Der einzige Parameter, dies zu tun war, für ihn die Erfahrung am Krankenbett.

"Bloss die Erfahrung kommt es zu, zu entscheiden, ob dieser kleine Theil zu schwach geworden sey, etwas gegen Krankheiten auszurichten, zu schwach, um den für diese Arznei überhaupt geeigneten Krankheitsfall zu heben und in Gesundheit zu verwandeln. Dies kann kein Machtspruch aus der Studierstube, dies muss die Erfahrung, welche hier allein competente Richterin ist, allein entscheiden."

Dieser Gedanke hat andere Homöopathen sehr bald dazu veranlasst, sich mit Hochpotenzen näher zu beschäftigen, sie herzustellen und in der Therapie zu testen.

 

Die 200er-Arzneien

Noch zu Lebzeiten Hahnemanns potenzierte Clemens Franz Maria von Boenninghausen (1785-1864) Arzneien bis zur C200. Er schrieb 1859: "So wie die Allopathie die Erfahrung benutzte, - denn dieser allein und ausschließlich gebührt die Entscheidung, - um zu wissen, wie hoch die Gabe gefahrlos gesteigert werden darf, ebenso benutzte die Homöopathie ihre Erfahrung, um zu erkennen, bis zu welchem Maasse die Gabe verkleinert werden durfte, um noch den Zweck der Heilung damit zu erreichen."

Boenninghausen motivierte auch Lehrmann, einen anderen Schüler Hahnemanns, ebenso C200er Potenzen nach der Methode Hahnemanns herzustellen. Lehrmann versetzte dem Fläschchen bei jeder Stufe 25 kräftige Schüttelschläge. (4)

Letzthin lag die Motivation, immer höher potenzierte Arzneien zu verwenden in dem Bestreben, die Erstverschlimmerungen bei der Behandlung mit homöopathischen Arzneien zu verringern. Allerdings stellte man sehr bald fest, dass dies nicht zu erreichen war, dass aber sehr wohl bei diesen Arzneien ein neuer Effekt auftrat:

  • es wurde die Wirkungsdauer wesentlich verlängert und
  • es entfaltete die Arznei nun Wirkungen, die im niedrigen Potenzbereich verborgen geblieben waren. (5)

 

Julius Caspar Jenichen

Jenichen wurde von Hahnemanns Schüler Gustaf Wilhelm Gross zur Homöopathie gebracht. Er war einer jener Hersteller, die durch bloße Handarbeit die ersten Hochpotenzen erzeugten. Er vertrat die Ansicht, daß vor allem die Schüttelschläge der Arznei die verschiedenen Potenzstufen verleihen.
Lange Zeit hielt er seine Methode geheim, da er vor der Veröffentlichung den gesamten Arzneistock hochpotenzieren und in der Therapie prüfen wollte (6). Dieses Vorgehen brachte ihm zahlreiche kritische Stimmen ein, aber schließlich lüftete Berridge das Geheimnis:
Jenichen begann mit der C29, ließ den Inhalt verdunsten und füllte das Fläschchen darauf wieder mit Alkohol. Nun schüttelte er es, wobei für eine Potenzstufe 12 Schüttelschläge standen. Seine ersten 800 Stufen wurden 1:300 verdünnt und jeweils 12 mal geschüttelt, danach war das Verhältnis 2:12.000 und es wurde 30 mal geschüttelt (7).

In der Folge führte diese Vorgangsweise zur Entwicklung von Potenziermaschinen der verschiedensten Art. Da nun unterschiedliche Lösungsansätze und Überlegungen zur Konstruktion derartiger Maschinen geführt haben, kam es zu Ergebnissen, die sehr differenziert zu beurteilen sind.

So wie damals ist auch heute allen Potenziermaschinen das Prinzip gemeinsam, daß sie nur ein einziges Arzneiglas zum Potenzieren brauchen. Diese von Graf Korsakoff entwickelte Einglasmethode im Centesimalverhältnis stellte damals eine revolutionierende Abweichung von Hahnemanns Potenzierweise dar. Aus Berichten mit persönlichen Kontakten zu Korsakoff im Jahr 1829 geht jedoch nicht hervor, daß Hahnemann sich gegen dieses Vorgehen ausgesprochen hatte.

Wollte man heutzutage eine 10M nach der Mehrglasmethode anfertigen, so würden die Selbstkosten des Herstellers allein für die Arzneiflaschen samt Verschluß ca. ATS 30.000,-- betragen. Diese Fläschchen bedecken bei enger Schlichtung eine Fläche von etwa 10 Quadratmetern und müßten nach einmaligem Gebrauch verworfen werden.

Diese Pionierarbeit zeigte aber auch den Homöopathen der damaligen Zeit, daß über die Stufe von Hahnemanns C30 Arzneien hinaus eine Wirkung, ja sogar eine Intensivierung der Arzneikraft zu erzielen war.

Nun war der Schritt zur maschinellen Potenzierung höherer Verdünnungen nicht mehr weit - Mure brach das Eis und baute den ersten maschinellen Potenzierer.

 

Die maschinelle Potenzierung

Man kennt grundsätzlich zwei Arten von Potenzierern:
Fluxionspotenzierer, die durch Strömungen in Flüssigkeiten dynamisieren, und Succussionspotenzierer, die durch Schlagen die Potenzierungsenergie einbringen.
Bei den diskontinuirlich arbeitenden Fluxionspotenzierern wird das Potenzierglas immer wieder befüllt und entleert (Skinner, Boericke, Kent);
die kontinuirliche Methode mißt die Potenzstufe nach der Menge der fortwährend durchfließenden Arzneiträgerlösung (Swan, Allen, Fincke).

Aufgrund der großen Verbreitung, die die Fluxionsmethode in den Jahren um die Jahrhundertwende erreicht hatte, überwiegen die Kasuistiken mit derart hergestellten Arzneien in der Literatur.

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Benoit Mure (1809-1858)

Ein Zeitgenosse Hahnemanns, war wahrscheinlich der Erste, der Potenziermaschinen baute. In Palermo konstruierte er 1838 insgesamt 3 Maschinen nach der Succussionsmethode, mit denen er homöopathische Arzneien herstellte. Eine Stellungnahme Hahnemanns zu deren Wirkung ist bislang nicht bekannt, diese Arzneien waren auch nicht in Hahnemanns Pariser Praxisapotheke aufzufinden. 

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Bernhardt Fincke (1821-1906)

Im Jahre 1865 veröffentlichte B. Fincke eine Arbeit zur Erfindung seiner Potenzier - Maschine, mit der er Fluxionspotenzen herstellte. Zuvor hatte er sich in einer Reihe von Vorversuchen mit der maschinellen Potenzierung beschäftigt, wobei er auch die Kraft einer gespannten Stahlfeder zu nützen versuchte. Mit seinen Fluxionspotenzen war Fincke auch der erste Hersteller, der weit höhere Verdünnungen als C200 anfertigte.
Der erste Apparat, den er bis 1869 in Gebrauch hatte, bestand aus einem dünnen Rohr, einem Glas und einem graduierten Vorratsbehälter. Aus der Wasserleitung wurde das Wasser in das Rohr geleitet, welches in das Potenzierglas führte. Aus diesem floss das Wasser in den Meßbehälter, von dessen Graduierung man die Potenzstufe ableiten konnte. Fincke entnahm dieser Anordnung sehr unregelmäßige Potenzstufen wie 16c, 11m, 19m, 23m, 37m, 47m, 103m usw.

Fincke schreibt über seine Methode: "It differs in many respect from the other methods known - but in one essential point the Hahnemannian mode of preparation has been preserved and perfected and that is by adhering rigidly to the centesimal scale."

Genau dabei irrte er aber, denn sein Verfahren unterschied sich wesentlich von jenem der Mehrglasmethode Hahnemanns. Er verwendete das kontinuierliche Verfahren, bei dem das Glas fortwährend durchströmt wird, von "Stufen" konnte daher keine Rede sein.
Er verwendete keinen Milchzucker zur Verreibung der Grundstoffe, da dieser seiner Ansicht nach selbst zu starke Arzneiwirkung entfalten würde. Alkohol hätte den Nachteil, zu rasch zu verdunsten und die Potenzstufe damit unbeabsichtigt zu erhöhen. Außerdem wäre er zu teuer, da für eine Fincke CM 5000 Drachmen ~ 17kg Alkohol (1 Drachme = 3 Scrupel = 3,888g) erforderlich wären.

Die Startpotenzen stellte er bis maximal zur C30 mit Alkohol her, darüber arbeitete er mit destilliertem Wasser. Schon bald war ihm auch dies zu teuer und er wechselte zum Nassau - Wasser von Brooklyn aus der Wasserleitung seiner Ordination. Der zunehmende Erfolg seiner Arzneien bestätigte seine Theorie, daß der Arzneigeist durch die Potenzierung zur C30 so weit in den Arzneiträger vertieft wird, daß er durch keine äußeren Einflüsse zerstört werden kann. So waren seiner Ansicht nach eventuell vorhandene Verunreinigungen im Nassau-Wasser ohne Nachteil für die Arzneiwirkung. "Each water has an individuality of its own that does not interfere with the action of high potencies in using it as vehicle for potentiation."(11)
Zur Potenzierung der ersten Schritte verdünnte Fincke im Verhältnis 1:100 mit Alkohol und versetzte dem Arzneiglas 180 Schläge im Datylus Rhytmus. Danach entleerte er das Gefäß durch zwei kräftig abwärts geführte Schläge und befüllte es abermals mit 99T Alkohol. Bei wässrigen Arzneien potenzierte er so bis zur C6, bei fetten Arzneien bis zur C30, die nun seine "initial potencies" darstellten.

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Nun arbeitete er mit der oben abgebildeten Apparatur weiter. Sie bestand aus einem Vorratsgefäß der Volumina 500ml, 5l oder 20l mit Graduierungen. Aus dieser Flasche ragte ein Glasrohr, das bis zum Boden reichte und an der Außenseite nach unten gebogen war. Es diente als Ablaufeinrichtung des Flascheninhaltes. Es reichte etwa 2,5cm unter das Niveau des Flaschenbodens und wurde durch ein Gummirohr mit dem Regulator, einem am Ende stark verjüngten Glasrohr, verbunden.
Dieses Rohr reichte nun bis an den Boden des Potenziergefäßes, das sich in einer hölzernen Aufnahme auf einer Ablaufrinne befand. Zum Start wurde das Ablaufrohr mit Wasser aus dem Vorratsbehälter gefüllt, das Regulatorrohr angeschlossen und dieses in das mit der "initial potency" benetzte Fläschchen geleitet. War das Ende der Potenzierung erreicht schüttelte Fincke das Glas mit zwei kräftigen Schlägen aus und befüllte es wieder mit 95% Alkohol, um es dann zweimal im Dactylusrhythmus kräftig zu schütteln.
Er verschloß das Gefäß mit einem Korken und signierte folgendermaßen:

6 Cm
Aconitum napellus.
Wurzel aus(F flor.rec.)
1871

Das Wurzelzeichen steht für "Ausgangsstoff", F für "tinctura fortis" = Urtinktur, "Flor.rec." steht für Frischpflanze. Fincke notierte auch den Standort der gesammelten Pflanze. Die letzte Arznei stellt er im Jahre 1905 her.

Seine Arzneien wurden immer in Globuliform verabreicht.
In einem Artikel ber die Herstellung von Hochptenzen schreibt Adolph Lippe im Jahr 1868: "Lehrmann's 200th potencies act very similarly to the 30th of Hahnemann, Jenichen's act much more intensely, and Fincke's far surpass them as to intensity."

Fincke erregte großes Aufsehen mit seiner Methode. 1941 stellt W. W. Robinson fest: "The discovery by Fincke that the "fluxion" or continous flow of water though a receptable holding a fied quantity enabled attenuations to be prepared without succussion provoced wide contention on the part of those who saw in such an accomplishment a radical contention from what had long been accepted as an indispensable part of the attenuating procedure. But whatever the opinions, the fact remains that machines for making high attenuations became a reality and the reports of their clinical application were uniformly satisfactory."

Die nächsten Hochpotenzen stellte Dr. Lentz her, der jedoch nie seine Methode verriet, und dessen Arzneien auch nie an Bedeutung gewonnen haben.

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Caroll Dunham (1828-1877)

Ein Besuch bei Bönninghausen in Münster inspirierte 1851 den Amerikaner Dr. Caroll Dunham, sich mit Hochpotenzen zu beschäftigen. Zur Erprobung der Arzneiwirkung von 200er Potenzen entwickelte Dunham 1851 eine Apparatur, mit deren Hilfe er rasch und effektiv Arzneien hochpotenzieren konnte. Ihn interessierte vor allem die Frage, ob eine Wirkungsveränderung durch die starke mechanische Energie bei der Herstellung eintritt, und/oder ob die Energie der potenzierenden Person für eine Arzneiwirkung ausschlaggebend ist.

In einem Brief an Dr. Lippe beschrieb er die Anlage:
"Eine stillgelegte Ölmühle, die mit Wasser angetrieben wurde, wurde für die Arzneipotenzierung eingesetzt. Sie bestand aus 4 Schlagbolzen, die jeder im Quadrat 20cm maßen und 2,5m hoch waren und mehr als 500kg wogen. Diese wurden bei jedem Schlag 45 cm hochgehoben und herabfallen gelassen... Eng um die Stössel herum wurde eine massive Halterung aus Eichenholz für die Aufnahme von 120 Arzneifläschchen befestigt, die Arzneien wurden bei jeder Potenzstufe 125 mal auf die beschriebene Weise geschüttelt... Es war schwierig, ei geeignetes Glas zu finden, das dieser groben Behandlung widerstand. Ich verwendete pro Arznei ein einzelnes Glas, das nach dem Entleeren etwa 2 Tropfen Flüssigkeit zurückhielt. Ich fügte 198 Tropfen Alkohol in das Fläschchen und schüttelte es abermals..." Später berichtet Dunham, daß er bei der Arbeit von seinem Vater assistiert wurde, allein das Waschen der Fläschchen dauerte mehr als eine Woche.

Er stellte nach diesen Versuchen fest, dass kein "Magnetismus" der Herstellungsperson für die Arzneiwirkung Voraussetzung sei, da sonst seine Arzneien keine derart starke Wirkung entfalten könnten. Seine Arzneien wurden bis in die 40er Jahre unseres Jahrhunderts verwendet und standen in hohem Ruf.

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Thomas Skinner (1825-1877)

Thomas Skinner wurde in Newington, Edinburgh, Schottland geboren. Hier studierte er Medizin und erhielt sein Doktorat im Jahr 1853. In der folgenden Zeit entwickelte er die Skinner-Maske, mit der er großen Erfolg in der Anaesthesiologie hatte.

Nach einer Grippeerkrankung litt er 1871 an Insomnie, er konnte nicht mehr als 2 Stunden pro Woche schlafen. Zwei Jahre später traf er Dr. E.W. Berridge, der von England nach Pennsylvania reiste, um am Hahnemann Medical College Homöopathie zu studieren.
Er verordnete Skinner eine Einzelgabe von Sulfur MM von Boericke hergestellt und Skinner war geheilt. Von nun an war Skinner ein Verfechter der Homöopathie.
Er kam 1876 in die Vereinigten Staaten zum Internationalen Homöopathiekongress des amerikanischen Institutes für Homöopathie, geleitet von Dr. Caroll Dunham. Dort traf er sämtliche Größen seiner Zeit, wie Hering, Lippe, HC Allen und Samuel Swan.

Im Jahr 1878 entwickelte Dr. Thomas Skinner den Strömungs- Centensimal Potenzierer, der so konstruirt war, daß er auf einem kleinen Waschbecken plaziert werden konnte. Er wurde mit Wasserkraft betrieben, und zwei Arzneigläser dienten zur Potenzierung, wobei das zweite Glas nur als Reserve diente.

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Im Jahr 1878 entwickelte Dr. Thomas Skinner den Strömungs- Centensimal Potenzierer, der so konstruiert war, dass er auf einem kleinen Waschbecken platziert werden konnte. Er wurde mit Wasserkraft betrieben, und zwei Arzneigläser dienten zur Potenzierung, wobei das zweite Glas nur als Reserve diente.

Das Potenzierunugsprinzip stellte das intensive Einströmen von Arzneiträger in die Arzneilösung dar. Das Wasser (gewöhnliches Leitungswasser) strömte aus einer Phosphorbronzedüse, der Zustrom war regulierbar. Der Start der Maschine erfolgte folgendermaßen:
das Potenzierglas wurde mit der zu potenzierenden Arznei befüllt und etwa 1 Minute zur Benetzung der Wand geschüttelt. Danach wurde das Glas durch mehrere abwärts geführte Schläge entleert und in die Aufnahme gesteckt. Nun wurde das Glas durch mehrere abwärts geführte Schläge entleert und in die Aufnahme gesteckt. Nun wurde die Maschine in Gang gebracht und bei jedem Schritt 100 Tropfen in das Glas eingespritzt, das hierauf durch einen Schwenk der Aufnahmeachse wieder ausgeleert wurde. Wenn die gewünschte Potenzstufe erreicht wurde, entleerte man das Gefäß in ein neues Fläschchen, entleerte dies abermals und befüllte es wieder mit Alkohol. Nun wurde 25 mal kräftig geschlagen und danach benetzte man Rohglobuli. Die Arzneien wurden mit FC (Fluxion Centesimal) bezeichnet, um sie von Hahnemanns Centesimalpotenzen zu unterscheiden.
Skinner betonte auch immer wieder die Diskontinuität seiner Methode im Gegensatz zu jener Swans und Finckes.
Über seine Maschine sagte Skinner: "Sie durchläuft 50 Centesimalstufen pro Minute, 3000 pro Stunde 72.000 pro Tag, 100.000 in etwa 33 Stunden und die M in etwa 14 1/2 Tagen." In seinem Brief an Dr. Hayes teilt James Tyler Kent mit, daß seiner Meinung nach die Skinner-Apparatur die einzige der Welt sei, die gute Arzneien hervorbringe.
Kurz vor der Jahrhundertwende boten Boericke & Tafel eine Weiterentwicklung des Skinner-Centesimalpotenzierers durch ihre Firma "Penn Instrument Company" in Philadelphia.
Das Gerät ist von einem Gehäuse mit Glasschiebetüren umgeben und hat 6 Gefäßhalterungen auf einer gemeinsamen Achse. Damit sich die Arzneien gegenseitig nicht kontaminieren können, ist jedes Gefäß in dem Kasten durch eine Trennwand noch zusätzlich abgeschirmt. Das Wasser wird aus einstellbaren Spritzen in eprouvettenartige Gefäße gespritzt, welche die Arznei enthalten. Danach werden die Gefäße umgeschwenkt und entleert. Ein Zyklus dauert etwa eine Sekunde.

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Rückblickend kann man feststellen, daß Skinners Arzneien die weitaus größte Verbreitung unter den Hochpotenzen gefunden haben. Um 1960 gab es in den USA keinen Hersteller, der Arzneien über eine C200 selbst hochpotenzierte. Wenn man damals eine Hochpotenz kaufte, war sie höchstwahrscheinlich aus dem Fundus von Boericke & Tafel, also aus einer Skinner-Apparatur.
Es herrschte bis vor kurzem in Homöopathiekreisen die irrige Ansicht, daß Skinner-Arzneien, so wie es Boericke & Tafel beworben hatten, mit Schüttelschlägen potenziert wurden. Erst bei Versuch, die Maschine als Standardmethode in das Amerikanisch Arzneibuch HPUS aufzunehmen, wurde der Irrtum evident. Seither sind diese Arzneien in den USA nicht mehr so verkehrsfähig, da sie zu sehr von der Hahnemann - Methode des Verdünnens und Schlagens abweichen.
Bei Versuchen mit einer naturgetreu nachgebauten Skinner - Maschine stellte man darüber hinaus fest, daß nicht etwa ein 100stel Arznei an der Glaswand haften blieb, sondern ca. ein 17tel.

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James Tyler Kent (1849-1916)

Wenige Jahre später baute Kent seinen eigenen Potenzierer, der von Erhart und Karl in Chicago zur Arzneiherstellung eingesetzt wurde.
Diese Apparatur potenzierte bis zur CM, und sie war die einzige die die Flüssigkeit bei jedem Schritt schüttelte. Außerdem verwendete Kent als Arzneiträgerflüssigkeit filtriertes Wasser im Gegensatz zu allen anderen Herstellern, die gewöhnliches Leitungswasser einsetzten.

An der Maschine befand sich ein Motor, der zwei Achsen, die mit einem Schneckengetriebe miteinander verbunden waren, antrieb. Auf den Achsen befanden sich die Exzenterscheiben für die Ausübung der Schläge, des Öffnungsmechanismus und des Hebemechanismus. Gestartet wurde mit Urban J. Erhart's handpotenzierter C1000.
Verschlossen wurden die beiden Arzneiröhrchen beim Potenziervorgang durch eine Ledermembran, die nach jeder abgeschlossenen Stufe gesenkt wurde und den Inhalt des Röhrchens ablaufen ließ. Leider gibt es keine Angaben über die Art und Weise, wie die leeren Röhrchen wieder mit Wasser befüllt wurden, es gibt auch keine Zeitzeugen mehr.
Es gilt als unwahrscheinlich, dass Kent Wasser lediglich durch einen Schlauch von der Schwerkraft angetrieben wieder in das System zulaufen ließ.
In der Liste von Erhart & Karl wurden 900 Kent-Arzneien in den Potenzen 10M, 50M und CM angeboten, die Preise für jeweils 1 qoz betrugen 1.00, 1.50 und 2.00 Dollar.

H.C. Allen (1835-1909)

Der Fluxion-Centesimal Potenzierer des gebürtigen Quebeckers ging von Kents CM aus und potenzierte durch starkes Einspritzen von Wasser in ein rundes Arzneigefäß, das von Kent selbst gefertigt war. Sobald man die höchste Potenzstufe von DMM erreicht hatte, wurde das Potenziergefäß vernichtet, damit es nicht versehentlich nochmals in Gebrauch kommen konnte. In das Potenziergefäß reichten einige Rohre, die das Wasser unter verschiedenen Winkeln auf den Glasboden pressten, wodurch die Flüssigkeit in Turbulenzen versetzt wurde und die gesamte Gefäßoberfläche überströmte. Das Glasgefäß selbst war in einer festen Aufnahme eingespannt, damit der heftige Wasserdruck es nicht zerstören konnte.
Verbunden mit dieser Maschine waren weiters ein Wasserfilter, Antriebsmotor und eine Wasseruhr.
Von dieser Potenziermaschine blieb uns keine Abbildung überliefert.
In der Arzneiliste von Erhart & Karl werden 250 Polychreste angeführt.
Ihre Potenzstufen waren die DM, MM, CMM und DMM zum Preis von 2.00, 2.50, 3.00 und 3.50 Dollar. 

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S.P. Burdick

Die abgebildete Apparatur war Inhalt einer Publikation im North American Journal of Homeopathy im Jahre 1879. Sie wurde von Martin Deschere als die erste Konstruktion bezeichnet, die dem Centesimalprinzip voll entsprach. In der Praxis dürften sich jedoch die damit hergestellten Hochpotenzen nicht bewährt haben, da weitere Angaben weder zum Verbleib der Maschine noch zur Wirkung der Arzneien überliefert sind.

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Francis Edmund Boericke (1826-1901)

wurde in Glachau, Deutschland geboren und wanderte 1849 in die USA aus, wo er Rudolf Tafel traf. Im Jahre 1863 schloß er sein Medizinstudium am Hahnemann Medical College of Pennsylvania ab. 1878 veröffentlichte er einen Artikel über eine von ihm konstruierte Potenziermaschine. Diese wurde mit einer Handkurbel betrieben, mit der Wasser über ein Kolbensystem in ein Arzneiglas gepumpt wurde das dann 5 mal geschlagen und anschließend entleert wurde.
Skinner vermutete, daß Boerickes schlechter Gesundheitszustand auf den fortwährenden Einfluß von Hochpotenzen auf dessen Körper während der Herstellung zurückzuführen wäre. 

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Ellis M. Santee

Der junge Arzt Dr. Santee konstruierte am Hahnemann College in Philadelphia 1889 einen Potenzierer, der so einfach konstruiert war, daß sich damit jeder Arzt seine Arzneien in der Ordination herstellen konnte. Das Gerät war in einer Art Koffer untergebracht, der Platz auf jedem Waschbecken einer Ordination hatte. Der Wasserzulauf führte zu einer Wassermeßuhr, die zugleich als Potenzstufenanzeige diente, und anschließend in eine Düse, deren 30 Öffnungen den Arzneiträger Wasser ausströmen ließen und die Arznei im Auffanggefäß durchwirbelten und verdünnten. War genug Flüssigkeit ausgeströmt, wurde der Behälter durch die Schwerkraft nach unten gekippt und entleert, dieser Vorgang wiederholte sich immer wieder. Der Überlieferung nach verwendete auch J.T. Kent eine gewisse Zeit ein derartiges Gerät.

Samuel Swan (1813-1893)

Swan war als Spätberufener bekannt für seine zahlreichen selbst hergestellten Arzneien, darunter Lac defloratum, Medorrhinum, Tuberculinum und Syphillinum.

Seine Potenziermethode bestand darin, einen kontinuierlichen Flüssigkeitsstrahl in ein Gefäß, in dem einmal ein Tropfen Arzneisubstanz gewesen war, einzuleiten. Die Höhe der Potenz maß er an der Menge des durchgelaufenen Wassers. Lippe nannte ihn einen "Bottle-Washer" und Kent schrieb 1903: "Swans Potenzen sind ein Betrug der übelsten Sorte. Ich habe gesehen, wie er sie herstellt und habe daraufhin alle meine Swan-Potenzen weggeworfen."

Nach dem Tod der genannten Konstrukteure fand auch die Bewegung der maschinellen Potenzierung ein vorläufiges Ende. Erhart und Karl vertrieben noch bis zum Jahre 1940 die Arzneien aus der Kent- und Allen´schen Maschine.

 

Dezimalpotenzen - die Gegenbewegung

Die Zeit der Entwicklung der maschinellen Hochpotenzen war begleitet von heftigen Kontroversen zwischen den Homöopathen. In der Folge führte dies aber auch dazu, daß die Anhänger der Hoch- und Tiefpotenzen eigener Wege gingen.
Mit dem Niedergang der Homöopathie in den USA verringerte sich auch der Bedarf an Hochpotenzen, und die Hersteller wandten sich wieder den Arzneien im Tiefpotenzbereich zu.

So war es Constantin Hering in Philadelphia, der dem nun steigenden Bedarf an Tiefpotenzen durch die Einführung der Dezimal-Triturationen Rechnung trug. Die dabei geltenden Grundsätze wurden von Vehsemeyer in Berlin veröffentlicht und fanden bald ihren Niederschlag in den Pharmacopoen Gruners und W. Schwabes. Die Motivation Vehsemeyers, die D-Potenzen einzuführen, lag in deren genaueren Dosierbarkeit. Er meinte, daß ein Mittel, das in der C3 nicht wirke, in der C2 schon zu stark sei, und man mit der feineren Abstufung der Dezimalreihe das Dosisproblem lösen könne. Sein Verständnis zum Wirkungsmechanismus bewegte sich also im Bereich der Substanzwirkung. Hahnemanns Lösungsansatz war ja ein konträrer, ihm wirkten die Centesimalpotenzen zu heftig, und er entwickelte die Q-Potenzen (50.000er Reihe), die wesentlich weicher wirkten und besser zu dosieren waren.

 

Mehrglas versus Einglas

Um heute mit einer Maschine homöopathische Potenzen anzufertigen, ist es unabdingbar, die Einglasmethode nach Korsakoff zu verwenden. Ein Wechsel des Potenzierfläschchens nach jeder Stufe wäre ein technisch sehr aufwendiger und zugleich teurer Vorgang.

Die Frage nach der korrekten Bezeichnung der maschinell erzeugten Hochpotenzen wurde immer wieder diskutiert, nicht jedoch deren Wirksamkeit in der Therapie. Mathematisch betrachtet ist das Verdünnungsergebnis einer Korsakoffpotenzierung verglichen mit dem der hahnemannischen Mehrglasmethode ident, sofern man davon ausgeht, daß an der Glaswand 1/100tel Arzneilösung haften bleibt. In der Praxis haben jedoch kleine Toleranzen bei den maschinellen Einstellungen und Adsorptionsphänomene einen großen Einfluß auf den Verdünnungsgrad der Arznei.

In Versuchen mit Eosin, das in verschiedenen Potenzierungsmaschinen zur C6, C15, C30, C200, 1M, 10M und 50M hochpotenziert wurde, überprüften Boericke & Tafel im Jahre 1906 die Exaktheit der Anordnungen Swans, Skinners und Finckes. Sie stellten mit einem Spektrometer fest, daß Skinner-Arzneien nur etwa ein Fünftel der Vedünnungsstufe von Arzneien der Mehrglasmethode Hahnemanns besaßen, eine C30 also etwa einer C6 entsprach.

Dies steht auch im Einklang mit den Erfahrungen mit derartigen Arzneien der heutigen Praxis. Dr. Reinhard Flick stellte anlässlich der Jahreshauptversammlung der ÖGHM 1999 fest, daß Fluxionspotenzen nach Müntz kürzer und weniger heftig als C- und K-Potenzen wirken. Vor allem die niederen Potenzgrade (FC500 und FC1M) wirken sehr sanft und rufen kaum Erstverschlimmerungen hervor.
Die Stärke der FC500 entspricht etwa einer C30 nach Hahnemann, die FC10M etwa einer C200 und die FC50M einer C1000. Dr. Flick faßt zusammen, daß der Beginn einer homöopathischen Behandlung mit der FC10M meistens sehr gut klappt, sich auch die FC50M bei sehr klarem Symptombild gut für den Beginn eignet.

 

Die Präzision der Korsakoff - Methode

Die bei allen diskontinuierlich potenzierenden Maschinen angewandte Korsakoff-Potenzierung wird vielfach hinsichtlich ihrer Genauigkeit der Mehrglasmethode gleichgestellt. Um die Exaktheit des Verdünnungsverhältnisses der Korsakoff-Methode zu erheben, wurde von Mag. Renee Fikisz eine statistische Bewertung gemacht.
Die Untersuchung wurde mit verschieden großen Potenzierfläschchen gemacht, die mit der Arzneiträgerflüssigkeit Wasser zu 2/3 gefüllt waren. So wie bei der homöopathischen Potenzierung wurden sie 10 mal geschüttelt und mit zwei kräftigen, abwärts geführten Schlägen wieder entleert.

 

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Definitionen, Auswertung und Bewertung

Das arithmetische Mittel zeigt jene Restmenge an, die durchschnittlich in den einzelnen Fläschchen nach Entleerung zurückbleibt. Erwartungsgemäß steigt er mit zunehmender Fläschcheninnenoberfläche an. Erwähnenswert ist die Tatsache, dass die errechneten mittleren Restmengen in allen Fällen wesentlich über den geforderten Restmengen für eine Centesimalpotenzierung (0,07ml / 0,15ml / 0,20ml) liegen. Signifikant ist die Angleichung der Mittelwerte an den geforderten Mittelwert mit zunehmender Fläschchengröße.

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Die empirische Standardabweichung ist das gebräuchlichste Streuungsmaß. Es zeigt die mittlere Abweichung der Messwerte vom Mittelwert und beschreibt damit die Zuverlässigkeit der Methode, den Mittelwert zu erreichen (Streuung um den Mittelwert). Da die reinen Zahlen in unserem Fall wenig Aussagekraft besitzen - es werden ja unterschiedliche Fläschchengrößen miteinander verglichen - wurde die Standardabweichung in Verhältnis zum Mittelwert gebracht und die relative Standardabweichung errechnet: dabei konnte aufgezeigt werden, dass bei Verwendung des 20ml-Fläschchens die Restmengen im Durchschnitt nur ±8,59% vom Mittelwert abweichen.
Auch die empirische Varianz (mittlere quadratische Abweichung) zeigt für diesen Fall den günstigsten Wert.

Wahrscheinlichkeitsbereiche

Unter der Annahme, dass die Werte der einzelnen Messreihen normalverteilt (Gauß`sche Glockenkurve) sind, kann sogar eine Voraussage der Wahrscheinlichkeit für weitere Messwerte gemacht werden (Wahrscheinlichkeiten und entsprechende Wertintervalle siehe Tabelle).

Fläschchenvolumen 10ml 20ml 30ml
verwendetes Flüssigkeitsvolumen  7ml 15ml 20ml
Mittelwert der Restmengen (x)  0,179ml  0,237ml  0,249ml
geforderter Mittelwert für Centesimalpotenzierung  0,07ml  0,15ml  0,20ml
prozentuelle Abweichung vom geforderten Mittelwert  255%  158%  124,50%
Standardabweichung (s)  0,02596ml  0,02037ml  0,03133ml
relative Standardabweichung (%)  +/- 14,51%  +/- 8,59%  +/- 12,58%
empirische Varianz (qs)  0,00067  0,00041  0,00098
x +/- s (68% Wahrscheinlichkeit) 0,153ml - 0,205ml 0,216ml - 0,257ml 0,218ml - 0,280ml
x +/- 2s (95% Wahrscheinlichkeit) 0,127ml - 0,231ml 0,196ml - 0,278ml 0,186ml - 0,312ml
x +/- 3s (99,73% Wahrscheinlichkeit) 0,101ml - 0,257ml 0,175ml - 0,298ml 0,155ml - 0,343ml

 


Bewertung

Die hohe Abweichung vom Sollmittelwert schließt die Verwendung des 10ml Fläschchens aus. Der tendenziell günstigen Annäherung an den geforderten Mittelwert bei Verwendung von 30ml-Fläschchen wirkt die damit aber in Kauf zu nehmende Verschlechterung der Streuung entgegen. Als möglicher Kompromiss beider Tendenzen könnte die Verwendung von 20ml-Fläschchen bei der Korsakoffpotenzierung angesehen werden.
Die Ergebnisse zeigten jedenfalls überraschend große Abweichungen vom Wert 1/100, der in der Literatur, beginnend mit Korsakoff, angeführt wird.

 

Korsakoff-Potenzierer nach Müntz

(ein Schulprojekt der Höheren Technischen Bundeslehranstalt HTBLA Eisenstadt)

Ziel des Projektes war die Entwicklung und Konstruktion einer Maschine zur Herstellung homöopathischer Hochpotenzen mit Verdünnungen bis zu MM.
Die Herstellung von zuverlässig und zugleich kraftvoll wirkenden Korsakoff-Potenzen erfordert eine hohe Konstanz der Schlagintensität und des Verdünnungsverhältnisses, was den Autor bewog, die HTBLA-Eisenstadt mit der Entwicklung einer Anlage zu beauftragen, die diesen Potenziervorgang vollautomatisch durchführen sollte.

Folgende Anforderungen wurden gestellt:

  • Die Dynamisierung erfolgt durch 10-maliges Schlagen
  • Die Schlagintensität soll der eines kräftigen Männerarmes entsprechen.
  • Die Potenziermaschine soll in der Lage sein, zehn Arzneien gleichzeitig herzustellen.
  • Auf die Arzneimittel dürfen keine magnetischen Streufelder einwirken.
  • Die Anlage soll vollautomatisch über einen PC gesteuert werden.
  • Bei Stromausfall müssen alle Daten ausfallsicher gespeichert werden.

Zunächst wurden verschiedene Lösungsvorschläge zur Realisierung dieser Potenziermaschine ausgearbeitet. Nach systematischer Bewertung aller Varianten wurde das beste Konzept ermittelt. Dieses diente als Grundlage für die Konstruktion der Maschine, die auf einem schuleigenem CAD-System durchgeführt wurde.
Der erste Schritt war die Entwicklung der einzelnen Baugruppen, die dann zur Gesamtmaschine zusammengefügt wurden. Während die Werkstattzeichnungen aller für den Bau der Maschine notwendigen Teile erstellt wurden, wurden die Steuerdiagramme, die Schaltpläne und das Computerprogramm für die Steuerung erarbeitet.
Schon bald zeigte es sich, daß als antreibende Kraft nur Preßluft in Frage kam.

 

Beschreibung der einzelnen Baugruppen

Baugruppe I - GESTELL

Diese Baugruppe ist ein wesentlicher Teil der Potenziermaschine, da auf dem Gestell alle anderen Einheiten montiert sind. Die Hauptaufgabe des Gestells ist es, einen Teil der Schwingungen zu dämpfen und eine stabile Grundeinheit für die gesamte Maschine zu bilden. Damit die Maschine leicht transportiert werden kann, ist das Gestell auf Rädern gelagert.

Baugruppe II - DOSIERUNG

Die Hauptaufgabe dieser Baugruppe besteht darin, in jedes der 10 Arzneifläschchen eine Menge von 4,0 ml Wasser zu füllen. Das wird dadurch erreicht, dass der Pumpschlauch durch das Druckstück um einen genau einstellbaren Wert zusammengedrückt wird.

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Abbildung: Zwei Rückschlagventile sorgen dafür, dass das Wasser in die richtige Richtung gepumpt wird und das Dosiersystem ständig gefüllt ist. Es existieren insgesamt 10 solcher Dosiersysteme, die durch den Dosierbalken miteinander verbunden sind. Durch Ausfahren der Pneumatikzylinder werden über den Dosierbalken alle 10 Druckstücke gleichzeitig betätigt. Bei Bedarf kann jedes der 10 Systeme durch Betätigung der Kugelknöpfe aktiviert oder deaktiviert werden.

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Baugruppe III - Grundkörper

Er erfüllt folgende Funktionen:

  • Führung des Fläschchens während des Schüttelvorganges
  • Absorption und Dämpfung der Stöße
  • Kern dieser Einheit ist ein 85kg schwerer Granitblock mit 10 Bohrungen für die Führungsrohre, in denen die Arzneifläschchen den Schlägen ausgesetzt werden.


Abbildung:
Durch die Wucht ungedämpfter Schläge würden die Flaschen sofort zerbersten, weshalb am Boden jeder Einheit ein besonderes Dämpfungsmaterial eingefügt wurde.
Damit die Schwingungen des gesamten Systems nicht ungehemmt auf die Peripherie übertragen werden, wurde der Granitblock durch Gummidämpfer vom Gestell entkoppelt.

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Baugruppe IV - Verschiebeeinheit

Wechselstellung 

Auf der Abbildung sind die Führungsrohre mit den Potenzierfläschchen in oberster Position und frei zugänglich. Dabei befindet sich die gesamte Verschiebeeinheit in der hintersten Position. Ein neues, sterilisiertes Fläschchen wird mit einer händisch hergestellten C200 aus der Mehrglasmethode befüllt und in die Aufnahmehülse gestellt.

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Absaugstellung

Die Verschiebeeinheit positioniert sich mit dem Absaugrohr oberhalb des Fläschchens. Danach senkt sich die Absaugeinheit, und das Absaugrohr liegt am Fläschchenboden auf und die Flüssigkeit wird aus dem Fläschchen gesaugt. Der an der Glaswand haftende Flüssigkeitsrest verbleibt aber darin und dient als Ausgangsstufe für den nächsten Schritt. Ist die Absaugung erfolgt, fährt die Absaugeinheit nach oben und in die Befüllstellung, die Arbeitstakte wiederholen sich so oft wie gewünscht.

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Befüllstellung

Die Verschiebeeinheit fährt nun aus der Flaschenwechselstellung in die vorderste Position, so daß sich das Befüllrohr oberhalb des Fläschchens befindet. Nun werden 4,0ml Wasser in das Fläschchen gefüllt.

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Schüttelstellung

Die Verschiebeeinheit verfährt nun so, dass die Schütteleinheit oberhalb des Fläschchens positioniert ist. Danach senkt sich der U-Stahl nach unten und setzt den Stoppel auf das Fläschchen, wobei gleichzeitig die Feder gespannt wird. Danach wird der Überdruck aus dem Führungsrohr durch Öffnen eines Ventiles schlagartig entfernt und das Fläschchen wird nach unten geschleudert. Das Führungsrohr wird wieder mit Pressluft gefüllt und der Arbeitstakt kann von neuem beginnen, die Schlaghärte ist mit der Federvorspannung verstellbar. Ist die Anzahl der gewünschten Schläge erreicht (üblicherweise 10 mal), fährt der U-Stahl wieder in die obere Position.

Die PC-Steuerung

Die Steuerung sollte selbständig den Prozess steuern und überwachen, und bei eventuell auftretenden Fehlern entsprechende Maßnahmen treffen.
Bei Unterbrechung der Stromversorgung (Stromausfall) bleiben die jeweils aktuellen Zählerstände erhalten, um das spätere Fortsetzen des Vorganges zu ermöglichen. Die arzneiliche Flüssigkeit darf nicht in die Nähe von elektrischen oder magnetischen Feldern geraten.
Weiters übernimmt sie die Aufgabe der Dokumentation der Potenziervorgänge.


Merkmale der Steuerung

Die Steuerung erfolgt mittels eines PC, der mit Hilfe einer 48 kanäligen I/O-Karte von BMC die Verbindung zu den Sensoren und Aktoren herstellt. Die PC-Steuerung wurde wegen der guten Bedienerfreundlichkeit über die gewohnte Windows Oberfläche gewählt. Ein speziell für diese Aufgabe geschriebenes Programm ist für die Steuerung der Maschine zuständig, die Programmierung erfolgt in Visual Basic.


Die pneumatische Steuerung

Die pneumatischen Zylinder werden über elektronisch betätigte Ventile gesteuert. Die Ventilsteuerung erfolgt über eine Relaisplatine.
Die Luftzufuhr erfolgt über einen Kompressor, welcher Luftdruck von 4,5 bar erzeugt. Die Luft muss für die Zylinder und die Ventile aufbereitet werden. Darum wurde ein Luftfilter direkt nach dem Kompressor und ein Luftöler vor die Zylinder geschaltet.
Die Ausfahrgeschwindigkeit jedes Zylinders muss für sich regelbar sein.
Damit das erreicht werden kann, wurden auf jeden Zylinderausgang und Zylindereingang einstellbare Drosseln eingeschraubt.
Um die Ausströmgeräusche der Luft zu vermindern, wurden Schalldämpfer angebracht. Nach jedem Einschalten führt die Anlage einen Selbsttest durch. Hierbei werden die Zylinder aus und eingefahren, um die Endschalter zu testen.

Sämtliche Teile, die mit der Arznei in Berührung kommen, gelangen neuwertig in Gebrauch und werden anschließend verworfen. Dazu zählen die Verschlußstopfen, das Absaugrohr und das Arzneiglas.
Als Startpotenz dient in dieser Maschine eine händisch hergestellte C200 nach der Mehrglasmethode, die aus einer C3-Trituration der Arznei stammt.
Die Arzneien werden ausschließlich für die magistrale Verordnung durch den Homöopathen angefertigt und wie folgt bezeichnet:

Sulfur 10MKRem

Für einen Centesimalschritt benötigt man 24 Sekunden, daß bedeutet also eine 1M in 6,66h, die 10M in knapp 3 Tagen und eine MM in 10 Monaten.


Kommentar

Insgesamt erwies sich die Realisierung des Vorhabens in der beschriebenen Anordnung als schwierig, zumal im Betrieb starke mechanische Kräfte wirksam werden. Nachdem die ersten Probeläufe erfolgreich absolviert wurden und Programmveränderungen das Handling der PC-Steuerung verbesserte, machte sich schließlich die enorme Wucht der Schläge darin bemerkbar, daß sich sämtliche Schraubverbindungen zu lockern begannen und die Maschine auseinanderzufallen drohte. Nachdem auch dahingehend die Apparatur überarbeitet wurde, konnte sie schließlich in Betrieb gehen.
Zur Zeit steht die bisher einzige Anlage in den Tuxer Alpen bei Navis/Tirol auf einer Alm in 1660m Höhe im Testbetrieb und wird hier direkt mit Wasser einer mineralstoffarmen Urgesteinsquelle gespeist. Das ablaufende Wasser wird durch ein Rohrsystem zu einer Turbine geleitet, die den Strom für den Betrieb liefert.

Technische Daten:

  • Dauer eines Potenzierschrittes: 24 Sekunden
  • Anzahl der Schüttelschläge pro Stufe: 10
  • Kapazität max. 10 Arzneien gleichzeitig
  • Herstelldauer einer MM: 10 Monate
  • Startpotenz C200 aus der C3-Trit. nach Organon: 6
  • Leistungsaufnahme der Peripherie: 3,6 kW
  • Wasserbedarf pro Tag: 140 Liter
  • Gewicht: 350kg
  • Bauzeit: 2,5 Jahre

 

Resumee

Potenziermaschinen wurden immer für die Herstellung von Arzneien verwendet, die man von Hand auf Grund ihrer hohen Verdünnung nicht herstellen konnte, und sie stellen keine Subsidiäreinrichtung der Handpotenzierung dar.

Es ist festzustellen, daß sich hinter den allgemein üblichen Bezeichnungen der Hochpotenzen wie z.B. "10MK" keineswegs eine genormte Methodik verbirgt. Vielmehr hatten und haben auch heute noch die Hersteller ihre rein persönlichen Idealvorstellungen zur maschinellen Potenzierung realisiert, was zu höchst unterschiedlichen Ergebnissen geführt hat. Gefördert wird dieser Sachverhalt durch den Umstand, dass die maschinelle Herstellung von Hochpotenzen im Europäischen Homöopathischen Arzneibuch nicht standardisiert ist.

Es fällt auch auf, dass man seit der Existenz von Hochpotenzen konstruktiven Details größere Bedeutung zumaß als der Qualität der Ausgangspotenzen. Bei keiner der historischen Potenzierungen mittels Maschine wurde die C3-Triturationen Hahnemanns, sondern immer ausschließlich die Urtinktur verwendet.