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Acidum arsenicosum - König

Acidum arsenicosum -
Arzneimittelprüfung von Peter König

Bericht über ein homöopathisches Doppelblind-Experiment mit Studenten des Augsburger Dreimonatskurses 2001

von Peter König

Es müsste jeden Homöopathiegegner zumindest stutzig machen, wenn er zur Kenntnis nehmen muss, dass es durchaus möglich ist, bei sauber durchgeführter und kontrollierter Verblindung im Rahmen einer homöopathischen Arzneimittelprüfung die Prüfsubstanz zweifelsfrei zu erkennen, - und dies auch in hohen Potenzbereichen, z.b. einer C30! Einfache Experimente dieser Art habe ich im Rahmen von Ausbildungskursen mit Studenten immer wieder durchgeführt. Zumal es aus den Reihen deklarierter Homöopathie-Gegnerschaft immer wieder Publikationen gibt, die die Lehre der Homöopathie abzuwerten versuchen, indem z. B. Hahnemanns Chinarindenversuch mit wiederholt negativem Resultat nachgestellt und daraus verallgemeinernde Schlussfolgerungen gezogen werden (Krämer und Habermann: Ein Vorlesungsversuch zur Homöopathie. In: Deutsches Ärzteblatt 94 (1997), 26), sei es an dieser Stelle erlaubt, über einen eigenen, doppelblinden, allerdings nicht placebokontrollierten Versuch im Detail zu berichten.

Im Oktober 2001 erhielten 8 an dieser „Mini-Arzneimittelprüfung" interessierte Homöopathiestudenten (3 Frauen und 5 Männer) des Augsburger Dreimonatskurses (Veranstalter: Hahnemanngesellschaft) Globuli einer unbenannten Arznei in C30. Die Anweisung lautete, 3 Globuli einmalig noch am selben Abend vor dem Zubettgehen einzunehmen und danach auf sowohl körperliche wie auch psychische (inklusive Traum-)Symptome zu achten und diese zu notieren. Für den Fall, dass keine Symptome auftreten würden, stand es dem Probanden (bzw. der Probandin) frei, die Arzneieinnahme noch ein zweites Mal zu wiederholen. Festgelegt war nur, dass es sich bei allen Arzneiproben um dieselbe Arznei handelte, - ausgewählt aus einer Gruppe von 6 Arzneien, deren Symptome („Arzneimittelbilder") im Verlauf des Kurses den Studenten am Tag zuvor bekanntgemacht worden waren: Calcium carbonicum, Nux vomica, Antimonium crudum, Pulsatilla, Cyclamen und Arsenicum album. Fragestellung dieses Experiment war es, ob es denn möglich wäre, die Identität dieser anonymen Arznei über die durch sie provozierten Symptome zu erkennen. Der Name der geprüften Arznei befand sich in einem verschlossenen Kuvert und war nur dem (400 km entfernten) Hersteller (Robert Müntz, Remedia, Eisenstadt) bekannt.

Hier die Prüfungsberichte der einzelnen ProbandInnen, - von mir im Rahmen des Kurses zwei Tage nach Arzneieinnahme abgefragt. Dabei sind für die PrüferInnen auffallend neue und unbekannte Symptome mit (N) gekennzeichnet, - solche, die aus der Vorgeschichte explizit bekannt sind mit (A [=alt]), - und Kommentare mit „K".

 

Prüfer 1, C., männl. (1m)

Rechtsseitige Pleuritis und rezidivierende Halsentzündungen (ebenfalls rechtsseitig) in der Vorgeschichte

  • 2 x 3 Kügelchen an einem Abend eingenommen
  • Keine Träume, tiefer geschlafen als gewohnt, Kopf klar wie sonst selten. Gefühl von Leichtigkeit, innerer Ruhe. Wohlgefühl, Selbstsicherheit, - ausgeglichen wie sonst selten.
  • Aufgerichtet, wie sonst nach Fasten
  • Bei einem nächtlichen Notfall, der das eigene Kind betraf, erlebte er sich auffallend „cool", war ihm eigentlich egal, was sonst nicht seine Art ist (N)
  • Ziehende, pulsierende Schmerzen im rechten Unterschenkel
  • Hustenreiz rechts im Hals
  • Stechende Schmerzen im rechten äußeren Gehörgang, nach innen hin ausstrahlend (N)
  • Drehschwindel, gerade jetzt, beim Aufschlagen des Repertoriums (N)
  • Gefühl eines brennenden Bläschens, rechts vorne an der Zungenspitze, das dann auch tatsächlich objektiviert werden kann (A)

 

Prüferin 2, U., weibl. (2w)

  • 2 x 3 Globuli innerhalb einer halben Stunde eingenommen
  • Konnte 2 Stunden lang nicht einschlafen
  • Innerliches Zittern, Ruhelosigkeit (N)
  • Aufgewühltsein, Anspannung, ungerichtete Angst
  • Öfters in dieser Nacht erwacht (A)
  • Träume nicht erinnerlich

K: Symptome könnten auch nur durch die Erwartungshaltung hervorgerufen worden sein?

 

Prüfer 3, J., männl. (3m)

  • Traum von einer homöopathischen Reiseapotheke, mit komischen Arzneien (Hirudo), mit denen ja niemand etwas anfangen kann. Kostenfrage: Diese Bekannte hat ja kein Geld. Mitleid mit ihr.
  • Traum: Ausflugs-Situation. Eine Bekannte hat sich nicht von ihm verabschiedet, sieht sie mit dem Rücken zu ihm, will sie auf die Wange küssen, - überrascht, dass es dann jemand anderer ist.
  • Traum: Hörte Musik im Traum, - ein Lied, das er kennt („Follow me" von „Uncle Cracker"), aber dieses klingt anders, - ein Plagiat?
  • Traum: Stand in einer Schlange, es ging total langsam vorwärts, statt zweien an der Kasse war nur einer da. Dann kam endlich jemand zweiter, der sich aber nicht entschuldigt. Er kommt deshalb zu spät, ist aber nicht so schlimm ...
  • Gefühl von Ausgeglichenheit, - fuhr mit dem Rad auffallend langsam
  • Fühlt sich total ausgeschlafen
  • Frei im Kopf

K: Ist auch sonst ein guter Träumer.

 

Prüfer 4, M., männl. (4m)

  • Nächtliches Erwachen (N!)
  • Unruhe und Angst, - mit Ruhelosigkeit erwacht, - dachte: „Es ist wohl Arsen!"

 

Prüfer 5, R., männl. (5m)

  • Berührender Traum von seiner Großtante. Er sitzt bei ihr am Bett. Sie ist froh, dass er da ist. Augen werden trüb, sie stirbt, ihr Kopf kippt nach hinten, er fängt sie auf. Es ist eine Erlösung, dass sie sterben konnte. Er ist glücklich, dass er dabei war. - Danach mit Glücksgefühl erwacht. (K: Diese Großtante stand dem Träumer am nächsten in seiner Jugend, die ersten 2 Lebensjahre hat er nur mit ihr verbracht. Die letzten 2 Jahre war diese Dame in einem Altersheim untergebracht, in dem sie von ihm regelmäßig besucht wurde, was für beide ein schönes Erlebnis war; tatsächlich verstorben vor einem Jahr, - er konnte allerdings nicht dabei sein, sah sie zuletzt eineinhalb Monate zuvor. - R. träumt sonst eher abstrakt.)

 

Prüfer 6, J., männl. (6m)

  • 1x3, dann noch einmal 2 Kügelchen, am selben Abend vor dem Einschlafen
  • Frühmorgens um 2 Uhr 23 erwacht! Dann aber wieder gut geschlafen, - morgens sehr erholt.
  • Schrecklicher Traum: Wasser, - großes offenes Meer, große Frachtschiffe um ihn herum; panisch, nicht umgefahren zu werden, musste immer ausweichen. Riesige Bugwellen, haushohe Brecherwellen. Dabei Angst, aber nicht lebensbedrohlich, „da müsste ich halt schwimmen ...", immer noch Hoffnung da ... (K: J. arbeitete früher als Segellehrer. Seit Jahren sind ihm keine Träume erinnerlich gewesen!)
  • Schnupfen (A): Nase ganz ausgetrocknet, Gefühl von Brennen, bis jetzt anhaltend. Brennen macht fast Niesreiz. Trockene Brocken in der Nase.

 

Prüferin 7, G., weibl. (7w)

  • Kriegte plötzlich Rückenschmerzen (A, - aber nicht in letzter Zeit, - dort oft Schmerzen als Kind); zogen vom Lumbalbereich hinauf, bis in den Nacken, dann Schmerz paravertebral beidseits, zwischen Wirbelsäule und den Schulterblättern, rechts mehr als links; drückend, gedrückt, verbogen. Die ganze Wirbelsäule fühlt sich verbogen an.
  • Nur ein Traum erinnerlich: Ganz eigenartig, wirr, ruhelos: Gaben, die von Gott verteilt wurden. Sie sollte einen Clown darstellen, sah sich als Clown, mit leuchtendrotem Gewand und roter Mütze. Dann ist sie plötzlich eine Giraffe (K: Die rote Kleidung war im Traum stimmig für sie, - real aber würde sie so etwas nie anziehen.) Dachte: „Aha, - das spricht für Calcium carbonicum!"
  • Um 6 Uhr morgens durch das Akkupiepsen des Mobiltelefons erwacht, dann aber ausgesprochen frisch, wach und ausgeschlafen gefühlt, - zuversichtlich und ausgeglichen. K: Sonst ist sie oft mürrisch morgens.

 

Prüferin 8, J., weibl. (8w)

  • Hatte die Prüfarznei nur neben dem Bett liegen.
  • Nachts um 2 Uhr 45 erwacht (N!) („Eine Vollmondnacht!")
  • Ging morgens laufen, war ungwöhnlich aktiv (N, - sonst in der Früh nicht ansprechbar)
  • Rechtsseitige Ohrenschmerzen, durchschießend in Richtung Hinterhaupt, - besser durch Druck unterhalb des Ohres.

 

Weitere Verfahrensweise

Wie verfährt man nun mit einer solchen Zusammenstellung von Symptomen? Welche Schritte sind zu tun, um die Prüfarznei ausfindig zu machen, zu „demaskieren"?

Man tut so, als ob all dieser „Organismus" von Symptomen der noch unbekannten Arznei die Symptome eines Patienten wären und gestaltet die Arzneifindung nach den üblichen Regeln. Während die Studenten in ihren Büchern blätterten und Rubriken suchten, führte ich (mit Hilfe meines computerisierten Repertorisationsprogrammes MacRepertory) eine einfache Repertorisation durch, die sich insbesondere auf die auffallenden Symptome (nach §153 des Organon) stützte:

Dabei wurde der von mehreren ProbandInnen beobachteten Rechtsseitigkeit (1m [mehrfach!], 7w und 8w) Rechnung getragen. Als zweites Symptom wurde der nach kranial ausstrahlende, für die Prüferin 7w sehr auffallende und in ihre Kindheit verweisende Rückenschmerz in die Analyse eingebracht. Die konstruierte Rubrik „Clearness, lightness" setzt sich aus mehreren Anteilen zusammen:

Mind, well, feels very well

Mind, cheerfulness, morning

Mind, cheerfulness, morning on waking

Mind, thoughts, clearness of thoughts

Mind, lightness, feeling of lightness

 

Auch die auffallende Tatsache, dass mehrere der PrüferInnen nach Mitternacht (besonders bei 6m und 8w!) erwachten, wurde in Form einer Sammelrubrik in der Repertorisation umgesetzt.

 

Arznei Bestimmung

Aus dem Repertorisationsbild ist ersichtlich, dass 3 Arzneien „durchgängig" sind, das heißt, alle 4 ausgewählten Symtome abdecken: Nux vomica, Arsenicum und Kreosotum. Verlässt man die numerische Ebene und vergleicht die subjektiven und objektiven Symptome der ProbandInnen mit den (bekannten) Bildern der 6 in Frage kommenden Arzneien (wobei Kreosot schon aufgrund dieser Vorbedingung ausscheidet), fällt die Arzneiwahl nicht mehr schwer ...

Wie ging es jetzt aber meinen ProbandInnen? Wie schätzten sie (und deren Kolleginnen und Kollegen, die an der Arzneiprüfung nicht teilgenommen aber den Prozess mitverfolgt hatten) die Sachlage ein?

Nur einer der Probanden (1m) legte sich a priori fest: Arsenicum album. Die anderen nahmen an einer „Abstimmung" teil, die danach fragte, welche der 6 Arzneien „eher" erkannt zu werden glaubte. Dabei kam es zu folgendem Resultat (wobei hinter dem Namen der in Frage kommenden Arznei die Anzahl der zugehörigen Nennungen in der Gruppe angegeben ist. Auch ich selbst hatte Arsenicum album als die wahrscheinlichste Arznei genannt. Somit stand mit 12 von 15 Nennungen Arsenicum album hochsignifikant im Raum ...

... und konnte nach feierlicher und von einigem Herzklopfen begleiteter Öffnung des Kuverts erfreulicherweise auch tatsächlich verifiziert werden.

Wenn man sich die Prüfsymptome mit dem Wissen um Arsenicum noch einmal durchliest, ergibt das retrospektiv - z. B. bei den Beobachtungen des Prüfers 4m („Unruhe und Angst") - ein stimmiges Bild. Sehr interessant sind die häufigen Symptome, die mit ungewöhnlicher Klarheit, Gelassenheit, auch gesteigerter Aktivität zu tun haben. Interessanterweise taucht dabei Arsenicum album im Repertorium nur in der Rubrik der „lightness" (einwertig) auf, wäre aber auch in der ursprünglich nicht verwendeten Rubrik „Mind, ideas abundant, clearness of mind" (zweiwertig) zu finden. Aus der (Sub-)Toxikologie ist es aber gut bekannt, dass Arsen als Roborans nicht nur bei Rennpferden Verwendung gefunden hat. - Die Ohrensymptome von 8w wurden - weil zu „riskant" - nicht in die Repertorisation einbezogen, finden aber rückblickend ebenfalls durch die Rubrik „Ear, pain, stitching, outward" eine Bestätigung. Auf eine Heilungsqualität der Prüfarznei sei anhand der Traumgeschichte des Prüfers 5 hingewiesen, - Versöhnung mit dem Tod der geliebten Großtante.

Versuche wie diese können von geschulten Homöopathen zu jeder Zeit und an jedem Ort der Welt wiederholt werden. Es ist aber davon auszugehen, dass es für nicht mit der Homöopathie Vertraute kaum möglich erscheint, zu ähnlichen Ergebnissen zu gelangen, - entspricht ein solches experimentelles Vorgehen doch der hohen Kunst einer Arzneifindung am Patienten.

Dieses Beispiel sei auch als ein kleiner Beitrag zu jener Tatsache verstanden, dass die immer wieder von außen in Frage gestellte Validität der Methode der Homöopathie mit nur geringem Aufwand und unter Anwendung „sauberer" Verfahren auch von „innen" „bewiesen" werden kann, ohne dabei den Boden der Homöopathie verlassen zu müssen, - für all jene, denen eine solche Beweisbarkeit ein Anliegen ist. Für Studenten der Homöopathie mag die (nicht unriskante) Durchführung eines solchen Experiments - das ich hiermit zur Nachahmung empfehle! - eine Steigerung von Begeisterung und Motivation bedeuten. Für mich selbst war es die konsequente Fortsetzung ähnlicher kleinerer Experimente, die über den möglichen Zweck eines etwas nervenkitzelnden „Repertorisations-Trockentrainings" hinausgehend durchaus auch interessante und neue unerwartete Einblicke in schon bekannt geglaubte Arzneien ermöglichen sollen. Und nicht zuletzt mag eine solche kleine Arzneiprüfung auch dazu angetan sein, die Herstellungsqualität von Arzneien auf den Prüfstand zu stellen, - was im Fall von Arsenicum album C30 (Remedia, Salvator-Apotheke, A-7000 Eisenstadt, hahnemann@remedia.at) überzeugend gelungen ist. 

An eine Wiederholung, Ausweitung (unter Miteinbeziehung weiterer Fragestellungen) und nachfolgende Veröffentlichungen im Rahmen weiterer Lehrtätigkeiten ist gedacht ...

 

Anschrift des Verfassers

Dr Peter König, Esterházyplatz 5, A-7000 Eisenstadt, 0043-2682-72201
koenig@audesapere.com
www.audesapere.com