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Apis mellifica Kasuistik

Apis mellifica
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Wir kennen Apis hauptsächlich als Akutarznei, oft eingesetzt bei Pharyngitis, beginnenden Tonsillitiden, aber auch bei Urticaria und Nephrosen. Im chronischen begenet uns Apis seltener - oder wir erkennen es seltener. Bekannt ist die Indikation bei rechtsseitigen Ovarialzysten.

Im folgenden möchte ich 4 Apis-Kasuistiken vorstellen, 2 akute und 2 chronische.

Beginnen wir im Akuten. Zuerst eine klassische Indikation mit einem interessanten Verlauf:

 

Akute Kasuistik 1

Patientin, 32 Jahre, Erstordination im Jänner 1993, bei mir seit 6 Wochen in Behandlung wegen Hypothyreose. Kurz bevor ich mich in den Osterurlaub verabschiede, ruft sie mich an. Sie hat eine akute rechtseitige Angina, die Mandel ist groß und geschwollen. Das Schlucken ist äußerst schmerzhaft, es tut ihr überhaupt alles weh. Sie fühlt sich warm, hat wenig Schweiß und wenig Durst, überhaupt „alles wenig".

Aufgrund der Rechtseitigkeit, Durstlosigkeit und Schweißlosigkeit entscheide ich mich für Apis C 30. Und verweise sie an meine Vertretung, die sie bei weiteren Schwierigkeiten kontaktieren soll.

Nach der Rückkehr aus dem Urlaub erfahre ich den weiteren Verlauf: Apis hatte sofort gewirkt, die Entzündung war gleich weg, und sie fühlte sich wieder wohl. Da Hyperaktivität eine ihrer herausstechendsten Eigenschaften ist, war sie sofort wieder auf und hatte abends gefeiert. Dies führte zu einem massiven Rückfall, bei dem Apis nicht mehr wirkte. Es entwickelte sich ein Peritonsillarabszeß, der inzidiert werden musste.

Dieser Verlauf ist ein schönes Beispiel für die Tatsache dar, dass selbst bei gelungener homöopathischer Akutbehandlung der Körper eine gewisse Regenerationsphase braucht, auch wenn die Symptome bereits verschwunden sind. Wird diese vom Patienten nicht eingehalten, so können massive, schwer therapierbare Rückfälle die Folge sein.

 

Akute Kasuistik 2

M. war seit Dezember 2000 in meiner Behandlung wegen rezidivierender Infekte, die vor allem die Bronchien betrafen. Mit Tuberculinum C200 und Phosphor FC 10M verschwand diese Infektanfälligkeit.

Sie war sehr hitzig, äußerst berührungsempfindlich am Hals, sehr unruhig, ständig in Bewegung. Schon mehrfach hatte sie eine Otitis externa gehabt.

Im Oktober 2003 tritt eine Urticaria auf. Sie hat am ganzen Körper Quaddeln mit einem Durchmesser bis zu 2 cm und massiven Juckreiz.

Die Konsultation erfolgt telefonisch mit wenig Zeit, ein vollständiges Krankheitsbild zu erheben. Auf Grund der klinischen Erfahrung empfehle ich Apis C30, bei fehlender Wirksamkeit einen Termin am nächsten Tag.

Der Effekt: die Schwellungen vergingen innerhalb einer Stunde, der Juckreiz dauerte noch 2 Tage lang in vermindertem Ausmaß an.

Bei wiederauftretenden Infekten half weiterhin Phosphor. Im Juni 2004 kam es neuerdings zu einer Episode mit einem kleinfleckigen Exanthem, in der sie sehr hitzig war, leicht am Kopf schwitzte und viel Durst hatte. Seit einer Gabe von Sulphur C200 traten keine Hauterscheinungen mehr auf.

Phosphor half weiterhin bei ihren Infekten überzeugend.

In diesem Verlauf wird die Rolle von Apis als Akutmittel deutlich, das heftige Akutzustände schnell beseitigen kann, sofern es angezeigt ist. Doch für die Behandlung des chronischen „Terrains" erscheinen andere vorzüglich „chronische" Arzneien wie Phosphor oder Sulphur effektiver. Die Wahl der Arzneien richtete sich jeweils nach den im Vordergrund stehenden Symptomen.

 

Chronische Aspekte

Nun wollen wir zum chronischen Aspekt von Apis wechseln. Wann kann Apis eine chronisch wirkende Arznei sein, die keiner Hilfe einer klassisch antimiasmatischen Arznei bedarf? Dazu 2 Beispiele:

 

Chronische Kasuistik 1

Mein erster Kontakt mit dem chronischen Apis-Bild fand im Februar 1995 statt. Eine 53-jährige Frau sucht mich wegen massiver Hautprobleme im Gesicht auf. Es begann vor einem Jahr am rechten! Arm, breitete sich seit Oktober 94 auch auf das Gesicht aus. Das Gesicht ist massiv gerötet und geschwollen, hauptsächlich um die Augen, beide Lider sind deutlich geschwollen, auch am Hals sehe ich rote Flecke. Kaltes Wasser erleichtert etwas.

 

Gemüt:
Sie arbeitet sehr gerne, ist sehr fleißig. Aktivität tut ihr gut. Jeden Tag steht sie zwischen 4h und 5h auf. Zwischen 16h und 17h ist sie dann sehr müde.

Mit ihrer Aktivität kann sie alle in ihrem Umfeld verrückt machen. Am Morgen stört sie alles, was sie sieht. Die Angestellten müssen dann alles putzen, auch die Fransen bei den Teppichen müssen gerade gerichtet werden. Sie meint, sie hätte einen Putzfimmel!

Sie hat eine glückliche Familiensituation: Mann und 2 Kinder, die gerade ausziehen. Das belastet sie, da sie an ihnen hängt und eine gluckenhafte Mutter war. Sie führt eine Frühstückspension, arbeitet gerne und verwöhnt auch ihre Familie.

Sexualität ist ihr sehr wichtig. Sie hat ein sehr erfülltes und intensives Sexualleben mit ihrem Gatten.

Sie ist eine genaue und ordnungsliebende Chefin, achtet sehr auf Sauberkeit.

Aggressionen drückt sie direkt aus.

 

Allgemeinsymptome:
Obwohl ihr leicht kalt ist und sie Wärme und Sonne liebt, hat sie ein sehr starkes Bedürfnis zu lüften und will die Fenster meist offen haben.

Die Menses war immer unauffällig. Doch die Menarche erschien erst mit 21 Jahren.

Von ihrer Erscheinung ist sie relativ groß, schlank, aber athlethisch.

Früher hatte sie auch oft Kopfschmerzen in der linken Schläfe, die im Liegen schlimmer wurden.

Sie hatte ein großes Myom. Deswegen wurde sie mit 31!! Jahren hysterektomiert. Beim Stiegen Steigen stolpert sie öfter, da sie mit ihren Gedanken immer voraus ist.

Die Patientin erhält Apis C200.

Die Verordnung wird durch folgende Symptome und Charaktereigenschaften begründet:

die geschäftige Art, die starke Sexualität, das Verlangen nach frischer Luft, die Genauigkeit, die Betonung der Lider beim Exanthem mit der damit verbundenen Schwellung, das Verlangen nach frischer Luft, die extrem späte Menarche, die frühzeitig aufgetretenen Myome, die zur Uterusexstirpation geführt hatten.

Interessant in diesem Zusammenhang ist folgendes: auch die linksseitigen Schläfenkopfschmerzen werden durch Apis im 1. Grad abgedeckt, die Modalität der Aggravation im Liegen im 3. Grad. (Apis gilt zwar als rechtsseitiges Mittel, doch eine linksseitige Lokalistion schließt es keinesfalls aus!). Auch in der nachmittäglichen Verschlimmerung um 16h ist Apis 2-wertig dabei.

Doch hauptausschlaggebend für die Verordnung war das psychische Bild der Patientein: diese so enorm (auch sexuell) aktive Frau, die ständig in Bewegung ist, in Verbindung mit der Schwellung des Gesichts (vor allem der Augen), was für Apis so typisch ist.

 

Verlauf:
Nach Apis C200 kam es am nächsten Tag zu einem starken Kopfschmerzanfall (altes Symptom!!), die Haut wurde sofort besser. Nach 5 Tagen kam es zu einem Rückfall. Sie nahm daraufhin Apis C30 6 Wochen lang täglich 1x ein (eigene Verordnung ohne Absprache mit mir!). Daraufhin wurde die Haut ganz gut. Alle Hauterscheinungen verschwanden!!

Anfang Mai hatte die Patientin hatte eine große Belastung, als die Schwiegermutter verstarb, und damit die Familie sehr belastet war. Da kam es zu einem leichten Rückfall. Mit einer Wiederholung von Apis C200 beruhigte sich die Hautsituation wieder.

In einem Telefonat etwa eineinhalb Jahre später erfur ich, dass es der Patientin nach wie vor gut ging. Seither habe ich nichts mehr von ihr gehört.

 

Conclusio:
Unsere Patienten sind unsere Lehrmeister. Niemals hätte ich einer Verordnung einer C30 einmal täglich über 6 Wochen zugestimmt. Doch sie funktionierte! Die Patientin genaß von ihrem Leiden! Diese Erfahrung stellt unsere Grundsätze zur Dosierung der Arzneien auf einen Prüfstand! Wieso kam es zu keinen Überdosierungen? Kann man eine C30 einmal täglich über 6 Wochen verabreichen, ohne mit gravierenden Prüfsymptomen rechen zu müssen??

In diesem Einzelfall hat diese Dosierung sehr gut geklappt. Wir wissen nicht, wie die Patientin unter wiederholten Gaben einer C200 oder M reagiert hätte!

 

Chronische Kasuistik 2

Weitere Seiten der Arznei enthüllte die folgende Patientin:
Im Juli 2001 kam die 45-jährige Patientin erstmals zu mir. Der Grund für die Konsultation war eine 42 mm große Ovarialzyste, die auch beim Coitus zu Schmerzen führte.

Besonders auffallend war jedoch ein Symptom aus der Vergangenheit:

eine enorm starke und lange Menstruation, die sie so sehr beeinträchtigt hatte, dass sie sich zu folgendem Eingriff entschlossen hatte: durch Einführung eines Ballons mit einem Spezialmittel wurde die Uterusschleimhaut verödet (2000). Seither ist die Menses erträglich.

 

Gemüt:
Sie bezeichnet sich als positiven Menschen, der gerne lacht und blödelt.

Sie ist sehr ungeduldig und schusselig! Sie ärgert sich nicht so schnell.

Ängste hat sie um ihr Kind und vor Krebs (viele Carcinome in der Familie!). Sie hat eine sehr starke Bindung an ihre sechsjährige Adoptivtochter.

Sexualität ist ihr nicht so wichtig.

 

Allgemeinsymptome:
Sie toleriert Hitze sehr schlecht, kann nicht schwitzen (im Herbst blüht sie auf!).

Sie hat relativ wenig Durst. Nahrungsmittelmodalitäten sind unauffällig.

 

Lokalsymptome:
in den letzten Jahren entwickelte sie Warzen (Fibrome) am Rumpf, bis kleinfingernagelgroß, die entfernt wurden.

Sie hat Schlupflider (Oberlider), die sie operieren lassen möchte. Ihr linkes Auge ist ein Schielauge, mit dem sie nach innen schielt.

Pochende Stirnkopfschmerzen beidseits, agg. durch Wetterwechsel.

Sie bekommt sehr leicht blaue Flecken.

Es besteht auch eine allergische Neigung, die sich vor allem in einer Rötung und Schwellung im Augenbereich ausdrückt.

 

Frühere Beschwerden:
Öfter hatte sie eine Tendovaginits rechts.

Als Jugendliche ist sie mehrmals im Stehen kollabiert.

2x hatte sie ein Panaritium, wobei auch der Nagel gezogen werden musste.

Mit etwa 20 Jahren hatte sie auch einmal eine Nierenkolik.

 

Analyse:
Im Vordergrund steht das Hauptsymptom der großen, rechtsseitigen Ovarialzyste. Dies lässt natürlich sofort an Apis denken. Doch eine Verordnung nur auf Grund eines Lokalsymptoms bringt meist nicht den gewünschten Erfolg. Es müßten also auch noch weitere Hinweise die Arznei bestätigen.

Als erstes fällt in dieser Kasuistik das Thema der extrem reichlichen Menses auf, die für die Patientin derart unerträglich war. Die Tatsache des invasiven Eigriffs, der zwar die damalige Situation bereinigt hat. Doch hat die „Unterdrückung der Menstruation" (was hier im homöopathischen Sinn zweifellos passier ist) zum Entstehen der jetzigen Situation der Zyste beigetragen? Wir wissen dies nicht, doch ich nehme diese Rubrik in meine Repertoristion als mögliche Auslösung an führender Stelle auf. Apis steht in dieser Rubrik im 2. Grad.

Ferner sprechen die Betonung der Oberlider (Schwellungsneigung), die früher massive Menses (2-wertig), die Unverträglichkeit von heissem Wetter (2), die hastige und ungeduldige Veranlagung der Paientin für Apis.

Auch in den Rubriken des Schielens, der Nagelgeschwüre, der Ohnmacht im Stehen, der fehlenden Fähigkeit zu schwitzen und der blauen Flecken ist Apis verteten.

Die relativ geringe Bedeutung der Sexualität darf nicht in der Arzneiwahl behindern! Ein fehlendes Symptom (oder ein Charakterzug) schließt die Arznei nie aus, wenn die sonstigen Charakteristika durch die Arznei voll abgedeckt werden!!

Die Gesamtheit der Symptome weist auch auf das sykotische Miasma. Apis ist in diesem Miasma stark vertreten.

Sie erhält Apis M.

 

Verlauf:
Daraufhin wird sie nach einigen Stunden sehr müde, ein Schüttelfrost tritt auf, etwa einen halben Tag über tut ihr der Bauch sehr weh. Es tritt ein Zwicken im Bereich der Zyste links auf, doch der Schmerz beim Coitus wird geringer.

Als neues Symptom tritt ein dicker weisser Belaf auf der Zunge auf (Apis 2-wertig).

Sie wiederholt die Gabe am 30.8.2001. Sie bemerkt diesmal keine Reaktion auf die Arznei.

Am 16.10.2001 berichtet sie in der Kontrolle, dass die Zyste im Ultraschall nicht mehr erkennbar ist!

Die Lider sind weiter sehr geschwollen, rechts mehr als links. Die Zunge hat weiter einen deutlichen weissen Belag, der Kopfschmerz bei Wetterwechsel ist besser.

Weiterhin besteht eine starke Schwellungsneigung vor allem der Hände und Füße.

2002 erhält sie Apsi LM III-VI, was ihr gegen ihre Schwellungsneigungen und die allergischen Symptome gut hilft. Erstmals hatte sie keine Beschwerden von seiten ihrer Sonnenallergie. Auch die Lidschwellungen sind besser unter Apis! Auch die Kopfschmerzen bei Wetterwechsel sind leichter.

Im Juni 2003 berichtet sie, dass sie Apis LM VII jeden zweiten Tag genommen hat. Wenn sie die Einnahme über längere Zeit auslässt, schwellen die Lider wieder an! Sie verträgt trockenes heißes Wetter viel besser.

Doch der Blutdruck steig weiter an, wogegen Apis (in den verodneten LM-Potenzen) nicht hilft.

Im Oktober 2003 wird wieder eine 4cm große Ovarialzyste diagnostiziert. Daher wechsle ich auf Apis XM. (Nach fehlender Wirksamkeit eines Mittels in der LM- oder Q-Reihe lohnt sich der Wechsel auf die M- oder XM-Potenz, wenn die Arznei weiter angezeigt ercheint!).

In der Ultraschall-Kontrolle Anfang November war die Zyste verschwunden.

Ich sah die Patientin zuletzt im September 2004. Die Menses begann nun auszusetzten, die Schwellungsneigung war relativ gut, derzeit keine Zysten. Apis XM wurde nochmals wiederholt.

Diese Kasuistik zeigt den Ablauf einer typischen homöopathischen Behandlung über die Jahre hin. Teilweise gibt es Erfolge, dann kommt wieder eine Zeit, in der es nicht klar einzuordnen ist, ob unsere therapeutischen Interventionen den gewünschten Erfolg erzielt haben. Die Patienten melden sich nicht mehr; wir wissen nicht, ob unsere Bemühungen erfolgt hatten oder nicht.

 

Quelle: Dr. Reinhard Flick, Homöopath, 1070 Wien
https://www.flick-ord.at/werdegang.phtml

 

Anm: Die Arznei wird aus ganzen Honigbienen hergestellt und ist hilfreich bei Entzündungen und Schwellungen.